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5. Tag: Von Valdemossa zur Zeltplatzsuche hinter Deia

Nach einer sehr erholsamen Nacht in einem unglaublich weichen Bett wurden wir von bestem Sonnenwetter begrüßt und starteten gut gelaunt in den Tag. Die frisch gewaschenen Klamotten waren Großteils gut getrocknet (nur die ganz dicken Merinosocken hielten noch etwas Restfeuchtigkeit). Leider war das Zimmer nicht groß genug um auch unser Zelt ausreichend ausbreiten zu können. Das sollte dann heute nachgeholt werden. 

GR221 Valdemossa
Start in den Tag bei wunderschönem Wetter

Nach einer kurzen Odysee über die asphaltierten Straßen Valdemossas und einem Zwischenstopp am Geldautomaten, um die Barreserven aufzufüllen marschierten wir schnurstracks Richtung “Puig Gros”, dem höchsten Punkt der heutigen Tour. Der Aufstieg war schweißtreibend, aber bei guter Unterhaltung läuft es sich auch bergauf angenehm. Da ich zur Navigation mittlerweile komplett auf LocusMap umgestiegen bin und im dortigen Kartenmaterial Picknickplätze und andere Rastmöglichkeiten zuverlässig eingezeichnet sind, konnten wir die Distanz zur Frühstückspause gut abschätzen. Die Pausenzeit nutzen wir, um unser Zelt mal richtig durchzulüften. Ganz trocken wollte es, ob der fehlenden Sonneneinstrahlung an unserem Platz, aber nicht werden. 

Unser Vormittag bestand aus “steil bergauf”

Während wir pausierten wanderte eine Holländerin mittleren Alters an uns vorbei, mit der wir später noch mehrmals ins Gespräch kamen und die am Gipfel sogar noch ein Foto von uns schoss. Die gute Frau ist in Tagesetappen unterwegs und hat in ihrem Leben wohl schon einige Kilometer erwandert. 

Kurz nach unserer Pause passierten wir das “Refugi des Cairats”. Sehr schnuckelig, aber in der Hochsaison bestimmt immer ausgebucht, da nicht sonderlich groß. Insgesamt sehe ich die Refugi-Situation eher kritisch, da der GR221 wohl im Sommer sehr gut besucht ist, und die Refugis allesamt nicht übermäßig viele Betten bieten. Ohne vorherige Reservierung klappt da glaub gar nichts. 

Der heute zu wandernde Weg zählt auf jeden Fall zu den schönsten des GR221 und war auch stark von Tageswanderern frequentiert. Auf dem Gipfel bzw. Dem Hochplateau war es aber ordentlich windig, weshalb wir uns zügig an den steilen Abstieg Richtung Deia machten. Die Erfahrung dieses Tages kombiniert mit den anderen Tagen hat uns definitiv in der Entscheidung, den Trockenmauerweg von Süden nach Norden zu laufen, bestätigt. Kann ich so also nur jedem empfehlen. 

Nach einem kurzen Intermezzo durch einen Olivenhain führte der Weg durch mannshohes Schilfgras auf einem Steinpfad. Sehr schön anzusehen, aufgrund der Nässe aber rutschig und dadurch anstrengend zu gehen. Wir waren dann doch froh, als wir Deia erreichten und uns für eine kurze Pause auf einem Mäuerchen niederlassen konnten. Da das Refugi in Deia ebenfalls geschlossen war, stand noch die Zeltplatzsuche auf dem Programm. Wir schulterten also die Rucksäcke und machten uns auf den Weg aus Deia Richtung Soller.

Wunderschöne Wege

Aus Deia raus erstmal bergab, dann wieder bergauf. Zwischen Deia und Soller besteht der Weg nur aus schmalen Pfaden, mit Mauern und Zäunen links und rechts, die Privatgrund schützen. Hier sollte sich die Zeltplatzsuche als wahre Herausforderung darstellen. Aber auch an diesem Tag fanden wir eine uneinsichtige Stelle und konnten trotz Eselgeschrei eine ruhige Nacht verbringen.  

Daten für Wandertag 5 :
18,67 Kilometer 
991 Höhenmeter + 
1136 Höhenmeter – 

6. Tag: Vom Zeltplatz hinter Deia zum Refugi Tossals Verds

Aufgrund der Frequenz des Weges und der Nähe zu eben diesem beschlossen wir sehr zeitig aufzubrechen. Am Abend zuvor hatten wir uns noch bezüglich der Busverbindungen von Lluc nach Palma informiert. Samstags ist der ÖPNV auf Mallorca nur unregelmäßig verfügbar. Wir hatten also die Wahl zwischen ca. 12:30 Uhr oder 17:30 Uhr Abfahrt. Unser Plan für den Tag war es also, möglichst nah an Lluc zu kommen und am letzten Wandertag dann nur noch eine kurze Strecke absolvieren zu müssen. Unterwegs wollten wir in Soller noch Panzertape zum fachmännischen Verpacken unserer Rucksäcke für den Heimflug kaufen. 

GR221 Soller
Auch an diesem Morgen begrüßt uns die Sonne

Aus diesem Grund beschlossen wir den GR221 etwas abzukürzen und an der Capella de Castello direkt Richtung Soller abzubiegen. Der Weg war auch sehr schön und wir haben jetzt im Nachhinein nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Aber das wissen wir natürlich nicht.  

GR221 Soller
Erster Blick auf Soller – die Bergkette dahinter war unser Ziel

Die Panzertape-Suche in Soller sollte nicht erfolgreich sein. Kurz vor dem Aufstieg Richtung Cuber platzierten wir uns noch auf einer Bank und taten uns an Müsli gütlich. Ganze Heerschaaren an Tageswanderern waren in unsere Richtung unterwegs. Der Aufstieg scheint also einigermaßen beliebt zu sein. Sogar zwei Mehrtageswanderer bekamen wir zu Gesicht, die ich mit einem “Guck mal wie motiviert die Laufen, die sehen wir nie wieder” kommentierte. 

Mit jedem Höhenmeter wurde die Aussicht noch besser

Nachdem das Müsli gegessen und die Schüsseln verpackt waren, machten auch wir uns an den Aufstieg. Eine sehr schöne, aber sehr steile Strecke. 

In der Mittagspause passierte dann ein unglaubliches Malheur. Wir analysierten noch die bisher absolvierte Strecke, die Höhenmeter und bisher benötigte Zeit, als meine Uhr plötzlich die aktuelle Aufzeichnung abbrach und die Daten verschwanden. Unglaublich ärgerlich, da ich so keinen durchgängigen Track aufzeichnen konnte. Aber immerhin hatten wir die Rohdaten noch parat.  

Was für eine Landschaft

Also die Daten als Notiz gespeichert und eine neue Aufzeichnung gestartet. Mehr blieb in diesem Moment eh nicht über.  

Kurz nach unserer Mittagspause hatten wir dann die letzten Schritte über die Kuppe getan und konnten den ersten Blick auf den oben angelegten Stausee genießen. Der Weg dorthin zog sich aber doch noch eine ganze Weile. Zwischenzeitlich wollte ich dann aus Lust und Laune mal herausfinden, was dieses “Cuber” denn eigentlich sei und stieß dabei auf das gleichnamige Refugi am Stausee. Das war natürlich geschlossen, ganz in der Nähe sollte es aber ein anderes geben. Wir beschlossen uns aufgrund von Wind und Wetter (es war sehr sonnig, aber nicht sonderlich warm und windig) dort anzurufen und eine Übernachtung zu buchen. Das klappte auch tadellos und wir hatten ein neues Ziel. Dafür würde die morgige Etappe zwar länger, aber vielleicht wisse ja jemand in der Herberge, wie wir am sinnvollsten mit den öffentlichen zurück nach Palma kämen. 

Wir schlenderten gemütlich am See entlang und baten einen Spaziergänger noch ein Foto von uns zu schießen. Die Gegend ist echt malerisch und absolut zu empfehlen.  

Nach erfolgreicher Umrundung des Stausees teilte sich der Weg. Entweder über oder um den Berg. Wir entschieden uns für die “drüber”-Variante und machten uns an den nächsten Aufstieg. Das war zwar eine ziemliche Anstrengung, aber die Aussicht auf der anderen Seite war es absolut wert. Bis dahin war “drüber” definitiv die richtige Entscheidung. Dann begann der Abstieg und es wurde etwas abenteuerlich.  

Noch sind wir guter Dinge

Über einen sehr steinigen Pfad ging es immer weiter nach unten, bis wir plötzlich vor einer Felswand standen. Also nochmal ein paar Meter zurück, den Wegweiser geprüft, aber wir waren richtig. Handy raus, Karte checken. Es sollte hier nach links weggehen. Nach etwas Sucherei ward der angedachte Pfad dann tatsächlich gefunden – es ging wieder nach oben. Über eine seilversicherte Stelle. Das war jetzt spannend. Mit Händen und Füßen konnten wir aber auch diese Stelle passieren, der Stimmung war sie aber nicht zuträglich. Zum Glück stand am Ende der Strapazen ein warmes Bett und eine Dusche in Aussicht.

Irgendwo dahinten versteckt sich unsere Übernachtungsmöglichkeit

Wir waren auch tatsächlich ziemlich geschafft, als wir endlich am Refugi Tossals Verds ankamen. Nach dem Check-In bei der sehr freundlichen Mitarbeiterin wurde meine Frage, wie wir denn am nächsten Tag am sinnvollsten nach Palma kämen mit einem “Ich kann euch mitnehmen, ich wohne eh in Palma” beantwortet. Welch ein Segen nach diesem Tag. Abfahrt sollte am nächsten Tag um 08:00 Uhr sein. So “verloren” wir zwar einen halben Wandertag, aber das war uns in diesem Moment egal. 

Direkt bei Eintritt in das Refugi erspähten wir auch die zwei Wanderer, die am Morgen beschwingten Schrittes an uns vorbeigespurtet sind. Die zwei Wanderer und ein weiterer Übernachtungsgast entpuppten sich schnell als Deutsche bzw. Deutschsprachig (einer war glaub Schweizer) und schnell entwickelte sich ein angenehmes Gespräch über das Woher, Wohin und die schöne Landschaft auf Mallorca. 

Daten für Wandertag 6: 
24,12 Kilometer 
1328 Höhenmeter + 
810 Höhenmeter – 

7. Tag: Vom Refugi Tossals Verds zurück nach Palma

Pünktlich um 08:00 Uhr standen wir nach gemütlichem Frühstück mit gepackten Sachen abfahrbereit und wurden in einem uralten Jeep über die buckelige Piste nach Palma kutschiert. Bei einem kurzen Zwischenstopp mit Fahrzeugwechsel halfen wir noch eben Getränke und sonstiges für die nächste Schicht in den Jeep zu laden und wurden dann später mitten in Palma ausgesetzt. Während der Fahrt erfuhren wir einiges über Mallorca als Wanderinsel und die Refugis, deren Betrieb etc. Es war eine kurzweilige Fahrt mit netter Unterhaltung, wobei ich Anna-Lena das meiste davon abhalten ließ. Ihr englisch ist einfach deutlich besser als meines. 

Den Tag verbrachten wir damit Palma zu erkunden, einen lokalen Honig zu erstehen und das Castell de Bellver zu besichtigen.  Am nächsten Tag sollte unser Flug schon sehr früh gehen, weshalb das Abendprogramm eher spärlich ausfiel. 

Fazit: Der GR221 war von uns nur als Notlösung angedacht und wäre, hätte die Reise nicht stattfinden können, definitiv nicht in der To-Do-Liste gelandet. Damit hätten wir dem Trockenmauerweg aber absolut Unrecht getan.  

Für einen Ausflug im Januar war das genau die richtige Tour. Abgesehen von einem Regentag hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter. Und selbst den konnten wir guten Gemüts überstehen. Aufgrund des aussertouristischen Reisezeitraums war der Weg natürlich nur sehr spärlich besucht. Im Sommer mag das durchaus anders sein und das sollte bei der Planung berücksichtigt werden. Wildcampen ist auf Mallorca nicht erlaubt, die Route sollte also basierend auf den Refugis oder anderen Übernachtungsmöglichkeiten (die man am besten weit im Voraus bucht) geplant werden. Außerdem wird es im Sommer bestimmt affenheiß. Wäre jetzt nicht so ganz mein Ding, aber wer Bock drauf hat sollte sich definitiv mit ausreichend Sonnenschutz und Wasser(!) versorgen. 

Der GR221 ist eine absolute Empfehlung von uns und zeigt die leider vorurteilbehaftete Insel Mallorca von einer sehr schönen Seite. Durch die günstigen Flüge von und nach Palma bietet sich die Route auf jeden Fall an. 

Gesamtdaten: 
119 Kilometer (inkl. 5 Kilometer an Tag 1 in Palma und 9 Kilometer an Tag 7 in Palma) 
5946 Höhenmeter + 
5083 Höhenmeter – 

1 thought on “GR221 – Ein gebührender Abschluss (Wandertage 5 & 6 und Rückreise)

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