Die grundsätzliche Idee einer Woche Urlaub ganz alleine geistert schon länger in meinem Kopf herum. Vor allem weil ich wissen wollte, wie ich mit einer Woche “Einsamkeit” klar komme. Ursprünglich geplant war mal Griechenland, da Anna-Lena da schon war und nicht nochmal hin wollte – zumal ich eigentlich dort die Städte besichtigen wollte. Als wir allerdings feststellten, dass man in Griechenland wunderbar wandern kann, stand das Land plötzlich wieder auf der Liste der gemeinsamen Reiseziele.

Irgendwann entschied ich mich dann für eine ca. 100km lange Tour im Sumava Nationalpark. Es gibt zwar nicht viele Erfahrungsberichte zu finden, aber es soll wohl ganz schön sein. Im tschechischen Naturschutzgebiet ist wildcampen verboten, es gibt allerdings “Notübernachtungsplätze”, die sich wunderbar für eine Mehrtagestour anbieten.

Mein Reisezeitraum ist mehr aus Not als aus Wunsch gewählt, da ich eine Woche Urlaub anders einfach nicht untergebracht hätte. Es sollte aber tagsüber noch ausreichend warm sein und für die Nacht habe ich entsprechende Kleidung eingepackt, falls mir doch kalt werden sollte.

Tourvorbereitung

Für die genaue Tourenplanung habe ich mich an einer Mischung aus verschiedenen Tourberichten orientiert. Geplant sind etwas mehr als 100 Kilometer mit zwei kurzen Touren am Montag (Anfahrt) und Freitag (Abfahrt). Auf einer tschechischen Seite habe ich eine Übersichtskarte aller Notübernachtungsplätze gefunden und mir aus den Abständen eine für mich machbare Route gebastelt. Da die Plätze leider etwas unglücklich weit entfernt sind kam folgende Tour zustande:

  • Montag: Anreise nach Frauenberg (Ankunft nach Fahrplan um 14:04 Uhr) und 12,8 KM Wanderung über den Dreisesselberg nach plod pesnym
  • Dienstag: Von plod pesnym ca. 24,5 KM Wanderung nach strazny
  • Mittwoch: Von strazny ca. 27,3 KM nach modrava
  • Donnerstag: Von modrava ca. 23 KM nach hurka u prasil
  • Freitag: Von hurka u prasil gemütliche 11,7 KM nach Bayerisch Eisenstein, danach mit den Öffentlichen nach Passau und mit dem Auto in Richtung Heimat

Die komplette Tour habe ich mir in verschiedenen Apps erstellt (pro Etappe eine App), da ich mir noch unsicher bin mit welchem technischen Begleiter ich zukünftig unterwegs sein möchte. Der Ausflug eignet sich daher wunderbar für verschiedene Testszenarien, über die ich am Ende natürlich berichten werde. Mit einer Mischung aus Apps und Wegweisern sollte ich eigentlich ohne klassische Karte auskommen.

Die notwendige Ausrüstung besitze ich ja glücklicherweise schon und kann mich daher an meiner schon vorhandenen Packliste orientieren, wobei ich im Vergleich zum Wicklow Way meinen Wasservorrat aufstocken werde. Außerdem neu dabei: Meine Aeropress GO, die ich mir zum Geburtstag habe schenken lassen, damit ich auch unterwegs passablen Kaffee trinken kann.

Da ich noch zu den blutigen Anfängern beim Thema Weitwandern/Trekking zähle, sehe ich vorerst davon ab eine Packliste mit Gewicht hochzuladen – das würde die erfahrenen Wanderer unter euch vermutlich in den Wahnsinn treiben. Es sei so viel gesagt: Insgesamt gibt es noch einiges an Einsparpotential beim Gewicht. Aber wie ich in Irland gemerkt habe, komme ich mit dem Gewicht sehr gut klar.

Beim Thema Nahrung werde ich etwas experimentierfreudig unterwegs sein. Wir haben im Vorfeld verschiedene Nahrungspakete angefertigt, die ich nach und nach durchtesten werde und anschließend bewerten darf. So wissen wir für die zukünftigen Touren schon mal was sich gut eignet und was schmeckt. Einiges davon haben wir natürlich auch zuhause schon probiert, um Sättigungsgrad und notwendige Wassermenge abschätzen zu können (und damit ich nicht in Tschechien im Wald sitze und das Essen nicht schmeckt). Insgesamt wurde auf jeden Fall in den letzten Wochen sehr viel gedörrt.

Auf meinem Ernährungsplan steht also folgendes:

  • Frühstück: Müsli mit getrockneten Früchten und Kokosmehl, das nur mit Wasser aufgegossen werden muss
  • Mittagessen: Eine Stange Salami (für die ganze Woche, nicht jeden Tag eine) mit Vollkornbrot
  • Abendessen: Kokoslinsen, Nudeln mit Tomatensoße, Couscous und Kartoffelpüree, jeweils mit gedörrtem Gemüse erweitert und liebevoll von meiner besseren Hälfte mit Gewürzen und Kräutern verfeinert.
  • Für zwischendurch habe ich die obligatorischen Müsliriegel (nicht selbst gemacht, das machen meine Nerven nicht mehr mit) und eine Mischung aus getrockneten Früchten und Nüssen dabei -> Es besteht also keinerlei Gefahr zu verhungern.

An- und Abreise:

Meine Tour beginnt in Frauenberg Haidmühle und ist aus meiner Gegend eher suboptimal mit dem ÖPNV zu erreichen. Da ich insgesamt vier mal umsteigen müsste und mehrere Aufenthalte an Bahnhöfen hätte, entschied ich mich mit dem Auto bis nach Passau zu fahren und von dort mit dem Bus weiter. Da die Tour in Bayerisch Eisenstein endet und die Verbindung von dort zurück nach Frauenberg ebenfalls sehr umständlich wäre, habe ich es abgelehnt bis zum Startpunkt mit dem Auto zu fahren. Meine Recherche hat mir mehrere möglich Parkplätze in Bahnhofnähe ausgegeben, wobei ich mir 30 Minuten zu Fuß sparen kann, wenn ich 5€ aufs Parkticket drauflege und mein Auto direkt am Bahnhof im Parkhaus stehen lasse.

So, dann kommen wir auch schon zum eigentlichen Teil des Beitrags – den Wanderberichten:

Sumava Tag 1 – Bei Regen über den Dreisesselberg

Sumava Tag 2 – da geht noch mehr, oder?

Sumava Tag 3 – hat jemand vergessen die Sonne einzuschalten?

Sumava Tag 4 – Huch, schon am Ziel?

Fazit (findet ihr auch im Beitrag zu Tag 4):

Wie in der Übersicht erwähnt habe ich schon lange mit dem Gedanken gespielt, allein in den Urlaub zu gehen. Ursprünglich geplant war ein Städtetrip, durch die Verlagerung meiner Freizeitinteressen und den Wunsch persönliche Grenzen auszuloten, habe ich mich dann für mein Solo-Abenteuer im Sumava Nationalpark entschieden. Der Zielort hat sich in meinen Augen daher angeboten, da die Landschaft sich nicht stark verändert, aber trotzdem sehr schön ist. Man muss also nicht alle Nase lang zum Fotografieren stehen bleiben, sondern kann den Fokus aufs Laufen und die Distanz setzen. Ich konnte also ganz gut ausloten, wie viel Strecke ich mir für zukünftige Touren zutrauen kann.

Mein Fazit lautet also wie folgt:

Der Sumava Nationalpark ist definitiv einen Besuch wert. Es mag ein paar Alternativrouten zu meiner Strecke geben, aber im Großen und Ganzen würde ich meine Route so empfehlen. Man läuft einiges auf Asphalt, weshalb ich als Schuhwerk vermutlich Trailrunner empfehlen würde. Mit meinen Lowa Renegade hatte ich aber überhaupt keine Probleme und bin rundum zufrieden.

Es ist ein spannendes Erlebnis, so ganz allein in der Wildnis. Ich bin froh diese Erfahrung gemacht zu haben. Mal schauen, ob sich das, in kürzeren Touren, zukünftig mal wiederholt.

Zwei Dinge würde ich allerdings ändern:

Den Reisezeitraum würde ich mehr in den Sommer legen. Die Temperaturen waren nicht unbedingt ein Problem, aber Ende September wird es doch recht früh dunkel und spät hell. Vor allem wenn man allein unterwegs ist, wären längere Tage schön.

Den letzten Abschnitt der letzten Etappe würde ich anders laufen. Entweder früher auf die deutsche Seite wechseln oder eine etwas östlichere Route im Sumava wählen. Hauptsache den langen Abstieg auf dem Radweg meiden.

Aber insgesamt würde ich die Erfahrung nicht missen wollen und hatte einige wunderbare Tage im Sumava Nationalpark, an die ich sehr gern zurückdenken werde.

5 thoughts on “5 Tage im Sumava Nationalpark – was lange währt wird endlich gut

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