Bei einer Bergtour mit mehreren Personen ist irgendwie die Planung schon immer das erste Abenteuer. Da diese Tour für einige unserer Gruppe der erste Ausflug des Jahres war und die Corona-Verordnungen die Anfahrt erschwerten war es etwas umständlicher als sonst, aber davon wollten wir uns trotzdem nicht abhalten lassen.
Drei Gipfel waren geplant. Von Immenstadt im Allgäu über den Mittag auf den Steineberg und zum Schluss auf den Stuiben. So zumindest die Planung.
Um 08:10 Uhr startete unsere muntere Truppe (5 Personen) am Parkplatz in Immenstadt und wir wanderten gen Mittag. Über den ersten Teil gibt es ehrlich gesagt nicht viel spannendes zu berichten. Der Aufstieg auf den Mittag ist recht unspektakulär und der Weg bis zum Gipfel geteert. Unterwegs begegneten uns zwei Schilder die auf einen Bergkäseverkauf verwiesen – da wir aber noch den ganze Tag vor uns hatten wollten wir den Käse nicht gleich beim Aufstieg kaufen, haben aber den Verkaufsort mal für später mental notiert.
Auf ca. 1100 Metern begegneten wir den ersten Schneefeldern. Da denkt man im Mai irgendwie auch nicht so wirklich dran. Der Mittag ist mit seinen 1450 Metern Höhe jetzt nicht direkt der spektakulärste Gipfel, aber ein netter Einstieg für die Tour. Für ein schönes Panorama und nette Bilder reicht es auf jeden Fall.
Bei einer kurzen Foto-Pause durften wir die selbstgemachte „Power-Bällchen“ einer Freundin probieren, die absolut empfehlenswert sind. Vielleicht lasse ich mir mal das Rezept schicken, dann gibts dazu einen Beitrag.
Nachdem alle Teilnehmer unserer kleinen Gruppe mit der Fotoausbeute zufrieden waren zogen wir weiter Richtung Steineberg.
Der Steineberg liegt ein gutes Stück höher als der Mittag, aber der Weg dahin ist unglaublich schön zu laufen und hat kaum -richtig- anstrengende Passagen. Aufgrund der Schneemenge war ich mit am dankbarsten um meine Sonnenbrille, da wir unglaublich gutes Wetter mit strahlendem Sonnenschein hatten. Ab dem Mittag wandert man nicht mehr über Teerstraßen sondern endlich “in der Natur”. Es gibt einzelne Passagen mit Stufen, was leider immer etwas unangenehm für die Teilnehmer mit den kurzen Beinen ist, aber ansonsten handelt es sich um eine wunderbar angenehme Strecke mit vielen tollen Ausblicken.
Lediglich das letzte Stück vor dem Gipfel war etwas abenteuerlich, da wir ein großes Schneefeld überqueren mussten. Aufgrund der Wetterlage trauten wir dem Schnee nicht 100% und waren langsam aber vorsichtig unterwegs. Bis wir “quasi” am Gipfel waren.
Fun Fact über den Steineberg: Auf den Gipfel führt eine 17 Meter lange Leiter, die (wie ich mit Schrecken feststellen musste, als wir davor standen) bei der Menge an Schnee die dieses Jahr im Mai noch lag, nicht umgangen werden kann. Habe ich schon erwähnt, dass ich Höhenangst habe? Also so „ich kann nicht auf die Bockleiter steigen weil mir das zu hoch ist“-Höhenangst.
Die perfekte Ausgangslage. Nachdem ich mich selbst davon überzeugt hatte, dass der Weg außenrum absolut nicht machbar ist und ich am Fuß der Leiter nicht mein Lager aufschlagen kann und warten bis der Schnee geschmolzen ist, habe ich langsam versucht mich mit meinem Schicksal abzufinden. Hilft ja alles nix.
Also rauf die Leiter. Eine Sprosse nach der anderen – und bloß nicht nach unten schauen. Nach ca. der Hälfte der Leiter kam dann das Zittern in den Beinen. Super. Runter ist ja noch schlimmer als hoch, also blieb nur der Weg nach oben. Da Hubschrauber-Einsätze scheinbar recht teuer sind musste ich mich von der Idee einer spektakulären Luftrettung auch direkt wieder verabschieden.
Am Ende hat’s dann doch geklappt und ich bin oben angekommen. Ich vermute mal der Stress hat mich ca. 5 Jahre altern lassen (und ich nehme das künftig als Begründung warum ich immer älter geschätzt werde als ich tatsächlich bin) aber immerhin wars auf dem Steineberg oben dann recht zugig und wir konnten nicht mal unsere Brotzeit am Gipfel machen. Aber wir haben einen freundlichen Trailrunner getroffen, der so nett war unser Gruppengipfelbild zu schießen (das ich aus Datenschutzgründen vorerst mal nicht einbetten werde).
Wir haben unsere Mittagspause also nach hinten geschoben und uns auf den Weg zum Stuiben gemacht. Zwischen Steineberg und Stuiben ist’s dann doch nochmal ein gutes Stück und der Weg war, aufgrund der Schneemassen, nicht unbedingt optimal begehbar – oder erkennbar. Aber als erfahrene Bergziegen macht uns das natürlich nichts aus. Bei der ganzen Schneewanderei bin ich echt jedes mal froh um meine Merino-Socken. Egal wie wasserabweisend die Schuhe, irgendwann kommt der Schnee von oben. Da führt kein Weg dran vorbei. Mit den Merino-Socken bleiben die Füße aber trotzdem warm. Kann ich *wärmstens* empfehlen.
So, kleiner Kleidungsexkurs beendet. Nachdem wir ca. die Hälfte der Strecke zwischen Steinberg und Stuiben geschafft hatten, kam dann doch irgendwie der Hunger durch. Zeit für ein Päuschen. Hat eh grad gepasst, da wir am Anfang der Gratwanderung angekommen sind. Wir suchten uns also ein (halbwegs) trockenes Plätzchen mit schöner Aussicht und versorgten unsere Körper mit Nährstoffen in Form von Landjäger, Semmeln und Gemüse.
Nun kam der wirklich spannende Teil (noch besser als die Leiter):
Wenn mir im Vorfeld irgendjemand gesagt hätte, auf was genau ich mich da einlasse, wäre diese Wanderung auf direktem Wege aus der Planungsliste geflogen. Eine 17-Meter Leiter ungesichert zu besteigen war ja schon echt übel, aber die Gratwanderung die nach der Mittagspause auf uns wartete war eine absolute Zumutung. Der Fairness halber sollte erwähnt werden, dass die Tour ohne Schnee vermutlich um ein vielfaches angenehmer ist. Hat mir in dem Moment aber auch nicht geholfen.
Der letzte (und letzte ist hierbei relativ, da es sich um einen recht langen Abschnitt handelt) Teil der Strecke vor dem Stuiben ist eine reine Gratwanderung. Ungesichert und aufgrund der Wettersituation teilweise recht glatt. Ohne Höhenangst und bei trockenem Weg stelle ich mir diesen Teil als mit den schönsten der Wanderung vor, möchte also wirklich niemand von dieser Tour abschrecken – aber schaut im Vorfeld wie viel Schnee da noch liegt.
Irgendwann war dann mein Breaking-Point erreicht und ich beschloss für mich den Weg an der Stelle nicht weiterzugehen. Wir einigten uns auf einen Treffpunkt und die Gruppe teile sich auf (3 Personen zurück, 2 weiter).
Rein vom Spaßfaktor war unser Weg vermutlich besser. Wir mussten/durften ein gutes Stück recht steile Strecke mit sehr viel Schnee überwinden und hatten dabei unterschiedliche Ansätze: Ich habe nämlich gelernt, dass man schneebedeckte Berge wunderbar herunterrennen kann – wenn man seine Beine schnell genug wieder aus dem Schnee bekommt ohne nach vorne über zu kippen. Ist unglaublich anstrengend, sieht vermutlich etwas ulkig aus, macht aber unendlich viel Spaß. Alternativer Ansatz unserer Anna-Lena: Auf den Po setzen und herunterrutschen.
Die Hütte, dir wir als Treffpunkt mit dem Rest der Gruppe vereinbart hatten, war leider noch geschlossen. Wir konnten uns aber trotzdem auf der Terrasse ausbreiten und die Sonne genießen. So konnten die schneedurchnässten Klamotten zumindest ansatzweise trocknen. Als unsere mutigeren Gruppenmitglieder wieder zu uns stießen machten wir uns an den Abstieg.
Wir hatten noch etwas Weg vor uns, aber lagen wirklich gut in der Zeit. Der Rückweg war fast noch schöner. Über Wiesen und durch Wälder kamen wir an einem Schmelzwasserbach und sogar einen kleinen Wasserfall vorbei. Und kurz vor Ende der Route erinnerte uns das schon zu Beginn gesichtete Schild an den Käseverkauf. Wir mussten zwar nochmals ein Stück den Berg hinauf und waren mittlerweile alle geschafft, aber für richtig guten Bergkäse geht man doch gern einen Umweg.
Die Wanderung war also ein absoluter Erfolg und kann wirklich jedem nur empfohlen werden. Bei besseren Schneeverhältnissen (sprich: kein Schnee) kann die Leiter auf den Steineberg umgangen werden und die Gratwanderung zum Stuiben sollte dann auch weniger gefährlich sein.
Tourdaten:
- 08. Mai 2021
- 18,26 Kilometer
- 7:25:08h Gehzeit
- 1361,2 Höhenmeter